Mindestens eine Tote bei Erdbeben in Kroatien


Rettungskräfte durchsuchen Trümmer nach eingeschlossenen Menschen

Bei einem heftigen Erdbeben im Zentrum Kroatiens ist mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. “Wir haben Informationen, dass ein Mädchen gestorben ist”, sagte Ministerpräsident Andrej Plenkovic dem Sender N1 bei einem Besuch in der besonders betroffenen Stadt Petrinja am Dienstag. Über weitere Opfer sei bislang nichts bekannt. Im Nachbarland Slowenien wurde präventiv das Atomkraftwerk Krsko abgeschaltet.

Örtlichen kroatischen Medienberichten zufolge soll das getötete Mädchen zwölf Jahre alt gewesen sein. Der Sender N1 berichtete, rund 20 Verletzte seien ins Krankenhaus eingeliefert worden.

Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS erreichte das Beben eine Stärke von 6,4. Das Epizentrum lag rund 50 Kilometer südöstlich der kroatischen Hauptstadt Zagreb nahe Petrinja. In der Stadt mit rund 20.000 Einwohnern stürzten zahlreiche Wohngebäude ein. Auch ein glücklicherweise leer stehender Kindergarten sei zerstört worden, sagte Bürgermeister Darinko Dumbovic einem Radiosender.

“Die Stadt ist eine einzige Ruine. Wir retten Menschen, wir retten Leben. Wir haben Tote, wir haben Vermisste, Verletzte… es ist eine Katastrophe”, sagte Dumbovic. Die Behörden seien immer noch dabei, das ganze Ausmaß der Zerstörung zu ermitteln.

Rettungskräfte und Soldaten durchsuchten die Trümmer nach unter den eingestürzten Gebäuden eingeschlossenen Menschen. Rund 20 Verletzte wurden laut dem Sender N1 ins Krankenhaus eingeliefert, zwei von ihnen schweben demnach in Lebensgefahr. Um die Krankenhäuser zu entlasten, würden Corona-Patienten in andere Städte verlegt ,erklärte Gesundheitsminister Vili Beros.

Regierungschef Plenkovic kündigte an, Container nach Petrinja schicken zu lassen. “Wir müssen alternative Unterkünfte finden, hier ist es nicht sicher”, sagte er bei seinem Besuch.

Das Erdbeben war eines der stärksten der vergangenen Jahre in Kroatien. Es erschütterte Petrinja laut USGS gegen 12.30 Uhr (MEZ) – nur einen Tag, nachdem ein kleineres Erdbeben der Stärke 5,2 bereits Schäden in der Stadt angerichtet hatte.

Die Erschütterung am Dienstag war auch in der 50 Kilometer entfernten Hauptstadt Zagreb zu spüren. Ziegel fielen von den Dächern, und Bewohner rannten in Panik auf die Straßen, wie ein AFP-Reporter berichtete.

Auch in den Nachbarländern Serbien, Slowenien und sogar in der österreichischen Hauptstadt Wien war das Beben zu spüren. Als Vorsichtsmaßnahme wurde das slowenische Atomkraftwerk Krsko abgeschaltet.

Die EU sicherte dem Mitgliedstaat Kroatien ihre Unterstützung nach dem “verheerenden Erdbeben” zu. Das EU-Katastrophenschutzteam sei “bereit, nach Kroatien zu reisen, sobald es die Situation erlaubt”, schrieb EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen im Onlinedienst Twitter. EU-Ratspräsident Charles Michel erklärte, “unsere Gedanken sind bei den Verletzten und den Rettungskräften”.

Die Balkan-Region ist stark erdbebengefährdet, weil sich dort die afrikanische Platte unter die eurasische schiebt. Im März war Zagreb von einem Beben der Stärke 5,3 erschüttert worden – dem stärksten seit Jahrzehnten.

by DENIS LOVROVIC

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