Zahlreiche Kinder mit Corona im Krankenhaus?! Realität oder Panikmache? Drohen tatsächlich hunderte tote Kinder durch Covid?


In den letzten Wochen heizen Berichte aus den USA die Panik in Deutschland an. Denn angeblich müssen in den USA zahlreiche Kinder wegen Covid-19-Erkrankungen auf den Intensivstationen behandelt werden. Angeblich seien die schweren Corona-Verläufen durch die sich immer schneller ausbreitende Delta-Variante verursacht worden.

Deshalb schlagen nun auch Fachleute in Deutschland Alarm. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnt bereits vor einer möglichen Durchseuchung junger Menschen und einem deutlichen Anstieg der Long-Covid-Fälle bei Kinder und Jugendlichen. Ist dies aber berechtigt oder reine Panikmache?

Panik oder Realität? Wie gefährlich ist Covid-19 wirkliche für Kinder?

Zuletzt hatte die Virologin Melanie Brinkmann in der Wochenzeitung “Die Zeit“ prophezeit: “Es könnten in Deutschland also mehrere Hundert Kinder und Jugendliche im kommenden Winter ihr Leben verlieren, wenn die nicht geimpften Kinder und Jugendlichen durchseucht würden.“ Doch wie wahrscheinlich ist diese Prognose? Wie sieht es aktuell auf den Kinder-Intensivstationen der deutschen Krankenhäuser aus? “Die Prognose von Frau Brinkmann, dass Hunderte Kinder sterben werden, entbehrt jeder Grundlage. Ich halte das für ein politisch motiviertes Statement. Ich weiß nicht, warum solche Behauptungen ohne Evidenz in die Welt gesetzt werden“, kritisiert zum Beispiel Dr. Florian Hoffmann (46). Der Oberarzt der interdisziplinären Kinder-Intensivstation am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilian-Universität München, glaubt nicht daran, dass es soweit kommen wird. Aktuell werden gerade einmal sieben Kinder in ganz Deutschland wegen Covid-19-Erkrankungen auf Intensivstationen behandelt. Die Zahl der Fälle liege seit Mai 2020 konstant zwischen 7 und maximal 14 Fällen, informiert Dr. Hoffmann.

Zahlen, die sich auch mit denen andere Länder decken. “Wir beobachten nicht, dass sich die Lage verschlechtert oder Kinder mehr, bzw. schwerer an Corona erkranken. Covid-19 bleibt in dieser Altersgruppe weiterhin eine in der Regel unbemerkte oder mild verlaufende Infektion“, berichtet Dr. Hoffmann.

Kinder meist nicht wegen Covid-19 im Krankenhaus

Einen der Gründe für erhöhte Zahlen an jungen Covid-19-Patienten in anderen Ländern ist offenbar, dass die Kinder nicht wegen sondern mit Covid-19 im Krankenhaus sind. “In die Statistik der Krankenhauseinlieferungen fließen immer auch Patienten mit ein, die wegen anderer Erkrankungen eingeliefert und dann im Krankenhaus positiv auf Corona getestet werden“, erklärt Hoffmann. Es werden also mehr Intensivfälle Covid-19 zugerechnet, obwohl die Kinder eigentlich wegen anderer Erkrankungen eingeliefert wurden und sich dann im Krankenhaus mit dem Virus infiziert hatten. So zitiert Dr. Hoffmann auch ein Beispiel aus Deutschland: “Ich hatte mal einen Jungen auf der Intensivstation, der mit schwersten Verbrühungen behandelt werden musste. Seine gesamte Familie war in dieser Zeit in Quarantäne, weil sie positiv getestet wurde. Auch bei ihm ist der Test in der Klinik positiv ausgefallen. Das heißt, er gilt in der Statistik ebenfalls als hospitalisierter Corona-Patient.“ Prof. Dr. Jörg Dötsch, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Uniklinik Köln, schätzt, dass bei neun von zehn ins Krankenhaus eingelieferten Kindern lediglich das Testergebnis positiv sei, die Kinder aber wegen anderer Erkankungen ins Krankenhaus kämen. “Nur knapp jedes zehnte Kind wird tatsächlich aufgrund einer Covid-19-Erkrankung aufgenommen“, erklärt Dötsch.

Wieso ist die Lage in den USA dramatischer?

Dr. Hoffmann behauptet die Zahlen aus den USA seien aus verschiedenen Gründen nicht mit den Zahlen in Deutschland zu vergleichen. Denn dort ist offenbar zur Zeit das Respiratorische Synzytial-Virus weit verbreitet. Dabei handelt es sich um eine Atemwegserkrankung, die vor allem Kleinkinder befällt. Die Symptome ähneln denen einer Covid-19-Erkrankung. So weisen die Patienten trockenen Husten, Halsschmerzen oder Fieber auf. In manchen Fällen endet auch eine solche Infektion tödlich. In den USA gab es vor allem eine starke Zunahme von RSV. “Da in Teilen der USA die Impfquote, auch unter Klinikpersonal sehr gering ist, kommen die Krankenhäuser gerade schnell an den Rand ihrer Kapazitäten“, verdeutlicht Mediziner Hoffmann. “Wenn zu einer RSV-Infektion noch eine Corona-Erkrankung dazukommt, kann die Situation schwierig werden“, gesteht Hoffmann. Und auch beim Thema Long-Covid beruhigt Hoffmann: “Für Long-Covid gibt es bei Kindern und Jugendlichen derzeit auch keine sicheren Hinweise“, ist der Kinderarzt sich seiner Sache sicher. Aus diesem Grund glaubt zumindestens der Kinderarzt, dass die Gefahren für Kinder und Jugendliche nicht so hoch sind, wie man von Seiten der Politik glauben machen will.

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