Erreicht Omikron Deutschland gar nicht? Erst 7.225 Fälle – Warum sind die Omikron-Zahlen in Deutschland noch so niedrig?


In vielen Bundesländern werden schärfere Corona-Maßnahmen vorbereitet, die ab Dienstag (28. Dezember) gelten werden. Dann werden Kontaktverbote und Sperrstunde sowie Schließungen von Freizeiteinrichtungen gültig werden. Und dass, obwohl Deutschland seit längerer Zeit rückläufige Fallzahlen hat. Doch die Experte erwarten nun einen steilen Anstieg der Infektionszahlen durch Omikron.

Wieso hat Omikron Deutschland noch nicht im Griff?

Während andere Länder wie Großbritannien und Dänemark beispielsweise bereits Rekordwerte bei den Infektionszahlen verzeichnen, ist davon in Deutschland bisher so gut wie nichts zu spüren. Lediglich 7.225 Fälle durch Omikron hat das Robert-Koch-Institut bisher offiziell registriert. In Großbritanninen wurden kurz vor Weihnachten bereits 103.000 Fälle an einem Tag gemeldet. Aktuell liegen die Fallzahlen etwa bei 80.000 Neuinfektionen pro Tag. Auch Dänemark meldete am Tag vor Weihnachten mit 12.000 Fällen einen neuen Spitzenwert. Unterdessen scheint die Infektionswelle im Ursprungsland Südafrika bereits wieder zurückzugehen. Nachdem Spitzenwerte von bis zu 27.000 Infektionen verzeichnet wurden, liegen die aktuellen Zahlen bereits wieder deutlich niedriger. Doch auch Deutschland wird die Auswirkungen auf jeden Fall zu spüren bekommen. “Omikron kommt auf jeden Fall“, erklärte der Epidemiologe Klaus Stöhr bei BILD Live. Die rückläufigen Fallzahlen erklären sich laut Stöhr vor allem damit, dass Deutschland in den Wochen zuvor bereits sehr hohe Inzidenzwerte hatte. “Das ist eine Kombination von auslaufendem Virus-Peak, den Bekämpfungs-Maßnahmen und dem Boostern, das jetzt an Fahrt aufgenommen hat“, ist Stöhr sicher. Allerdings sequenziert Deutschland auch weit weniger Proben als zum Beispiel Großbritannien. Von daher könnte die tatsächlich Anzahl der Omikron-Fälle in Deutschland bereits weit höher liegen. Zudem gäbe es über die Weihnachtsfeiertage Verzögerung bei den Übermittlungen und es wurde generell weniger getestet.

Experten befürchten hohe Dunkelziffer

Wegen all dieser Probleme befürchten die Experten schon jetzt eine hohe Dunkelziffer bei Omikron. Deshalb wird die Variante nun wohl erst so richtig so richtig Fahrt aufnehemen. Dies sei laut dem Statistiker Prof. Christian Hesse nicht zu verhindern. “Und zwar selbst dann, wenn sich die Mehrheit der Menschen vorbildlich verhält und Kontakte stark reduziert“, erklärt der Stuttgarter Universitätprofessor bei der “Bild-Zeitung”. “Denn die Infektionsdynamik folgt nicht dem Mehrheitsprinzip, sondern vielmehr dem statistischen Pareto-Prinzip (auch 20/80-Prinzip genannt): 20 Prozent der Infizierten sorgen für 80 Prozent der Neuinfektionen. Das sind die unvorsichtigen Superspreader mit vielen Kontakten“, geht Hesse von bald deutlich steigenden Zahlen aus. Deutschland wird die Auswirkungen von Omikron also, wie andere Länder auch, zu spüren bekommen. Trotzdem glaubt Klaus Stöhr, dass die Welle trotzdem weniger schwerwiegend sein könnte. “Omikron wird zu einer neuen Welle führen, aber mit dieser großen Diskrepanz zwischen sehr vielen, vielleicht asymptomatischen Fällen, weniger Leuten auf Intensivstationen und die Todesfälle haben sich ja auch jetzt halbiert im Vergleich zum letzten Jahr“, macht der Epidemiologe deutlich.

Weniger Infektionswellen im Jahr 2022

Außerdem ist auch der Infektiologe Mathias Pletz überzeugt davon, dass die Corona-Wellen im Jahr 2022 spürbar abnehmen werden. “Die Wellen werden immer flacher werden, auch wenn neue Varianten kommen, weil einfach schon eine gewisse Grundimmunität da ist“, verdeutlicht der Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene des Uniklinikums Jena gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Das größte Problem zu Beginn der Pandemie sei gewesen, dass es in der Bevölkerung keinerlei Immunität gegeben habe. “Das war wie ein Streichholz in eine Benzinlache zu werfen“, vergleicht Pletz. Deshalb sei das Szenario bei Omikron nun ein ganz anderes, da die Mutante nun auf eine weitgehend geboosterte Bevölkerung trifft und es von daher vermutlich viele leichte Verläufe der Erkrankung geben wird. Pletzt glaubt, dass es durch die Omikron-Welle dann zu einer Hybridimmunität kommen wird. Dies ist eine Immunität, die sich aus Impfung und Infektion zusammensetzt.

Beliebteste Artikel Aktuell: