Machen die Schulen nach den Ferien überhaupt wieder auf? Wie geht es weiter – trotz unklarer Infektionszahlen


Wegen der verspäteten Meldungen über die Weihnachtsfeiertage und deutlich weniger Testergebnissen durch Betriebsferien in vielen Unternehmen ist die tatsächliche Corona-Inzidenz in Deutschland weitgehend unbekannt! Nach Meinung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach sie die tatsächlich Zahl der Infektionen unter Umständen zwei- bis dreimal höher. Trotzdem sollen ab Montag die Schulen in Deutschland wieder öffnen.

Schulbeginn am 3. Januar trotz Omikron-Blindflug?

Denn von Seiten der Politik ist klar, dass flächendeckende Schulschließungen auf jeden Fall vermieden werden sollen. Dies bestätigt auch die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (56, CDU), die aktuell den Vorsitz der Kultusministerkonferenz (KMK) übernimmt, gegenüber der Zeitung “Handelsblatt“: “Für eine solche flächendeckende Schulschließung in allen Bundesländern gibt es aus meiner Sicht weder eine Rechtsgrundlage, noch eine sachliche Begründung“, argumentierte Prien. Ins gleiche Horn stößt auch SPD-Parteichefin Saskia Esken (60): “Es hat die allerhöchste Priorität, diese Orte der Bildung und der persönlichen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen offenzuhalten“, verdeutlichte Esken gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Denn bisher gibt es nur sehr wenige schwere Verläufe von Covid-19 bei Kinder und Jugendlichen. Und dass, obwohl viele der Schüler bisher nicht einmal geimpft wurden. Doch natürlich gibt es auch Kritik. So bezeichnet Udo Beckmann, der Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), die Handlung der Bundesregierung nach dem Prinzip “Augen zu und durch“. “Das endet mit dem größtmöglichen Schaden, nämlich dem Schließen aller Schulen“, prognostiziert Beckmann gegenüber dem “Tagesspiegel”.

Lehrer kritisieren Entscheidung der Regierung

Beckmann ist der Meinung, man dürfe nicht bedingungslos am

Präsenzunterricht festhalten. Ihn persönlich besorgen jedoch die Inzidenwerte in der Altersgruppe der 5- bis 14-Jährigen. Dieses seien schon jetzt teilweise doppelt und dreifach so hoch wie im Rest der Bevölkerung. Zudem müsse man auch einen gewissen Ausfall von Lehrkräften mit einkalkulieren. “Es rächt sich das Fehlen einer mittelfristigen Strategie, es geht ja immer nur um Überbrückungslösungen“, kritisierte auch OECD-Bildungsdirektor Schleicher beim “Tagesspiegel”. Es müsse mehr darauf gesetzt werden, dass die Schulen lernten, mit dem Virus zu leben. Dazu brauche es nach der Aussage von Schleicher allerdings Investitionen in die Infrastruktur. Immer wieder galt es in der Pandemie als politisches Ziel die Schulen und Kindergärten offen zu halten. Daran hat sich nun auch nichts geändert, wie die Bundesregierung bestätigt.

Thüringen wird einen eigenen Weg einschlagen

Abweichen von den bundesweiten Vorgaben will man in Thüringen. Dort beginnt der Unterricht auch am 3. Januar, doch die Kinder und Jugendlichen sollen die ersten beiden Tage wieder zu Hause Unterricht erhalten. Dies sieht jedenfalls der aktuelle Plan des thüringischen Bildungsministeriums vor. Während die Schüler den Lerstoff von vor den Weihnachtsferien vertiefen sollen, sind die Lehrer angehalten sich eine Übersicht zu verschaffen, wie viele ihrer Schüler aktuell erkrankt oder in Quarantäne sind. Doch offenbar liegen bereits Klagen gegen dieses Vorgehen beim Oberverwaltungsgericht in Weimar vor. Sollte es vor dem 3. Januar zu einem Gerichtsurteil kommen, könnten sich die Planungen in Thüringen also eventuell noch einmal kurzfristig ändern. So beklagt unter anderem die neue Berliner Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (64, SPD), dass die Schließungen der Schulen massive Folge für die Schulkinder habe. Zudem habe es beim Homeschooling riesige Defizite gegeben, was zu Wissenslücken bei vielen Schülern geführt habe.

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